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title: "Sachen selber machen"
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date: 2014-02-14
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comments: true
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teaser: |
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Ein kleines Manifest für alle, die schon länger darüber nachdenken,
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ihre Infrastruktur selbst in die Hand zu nehmen.
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autoframe: true
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tags: dyi, hacking, oss, floss, google
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Spätestens seit der Zeitrechnung [nach Snowden](http://www.fr-online.de/digital/duckduckgo-und-ixquick-google-konkurrenz-bewirbt-datenschutz,1472406,23571772.html)
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dürfte es auch Zeitgenossen ohne [Aluhut](https://de.wikipedia.org/wiki/Aluhut) bewusst geworden sein,
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dass es nur noch zwei Möglichkeiten des digitalen (Über-) Lebens gibt:
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1. man lebt unter Aufsicht bei Google, Facebook, Apple & co.
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2. man organisiert sich selbst einen Unterschlupf.
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Ich habe ja schon seit geraumer Zeit über [meinen Weggang von Google Mail](http://bascht.com/blog/2010/01/23/mochten-sie-gmail-wirklich-entfernen/)
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verbloggt. Nun will ich einen kleinen Überblick zu geben,
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welche Dienste ich mittlerweile selbst betreibe. Und das nicht nur nur, weil es geht - sondern
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weil es weniger Aufwand ist, als ich am Anfang befürchtete.
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Die Dienste, die ich selbst betreiben wollte, sind:
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* **Synchronsisation von Kalendern und Addressbüchern**
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* über mehrere (iOS und Android) Geräte hinweg
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* Möglichst so unkompliziert wie in Google Apps
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* **Task-Synchronisation**
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* ebenso über mehrere Geräte
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* Mit Kontexten und Tags, a lá RememberTheMilk
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* **Eine Dropbox**
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* Der Name sagt es schon. Mehrere Computer synchron.
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* Ohne Nachdenken.
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* **Automatisches Backup meiner Handy-Fotos**
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* Foto Knipsen, automatischer Upload
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* Wie Dropbox auf Android
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* **Spotify und iTunes Match**
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* Meine eigene Musik unterwegs hören
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* Musik überall hin streamen können
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* **Einen Online-RSS Reader**
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* So hübsch & kraftvoll wie Google Reader
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* Muss meine OPML importieren können
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* Mit anständigen Apps für Android & iOS
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Klingt auf den ersten Blick nicht nach einer Sache die man an einem Wochenende erledigt hat.
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Aber: Weit gefehlt - ein ausgieber Nachmittag Basteln & ihr habt euren eigenen digitalen Unterschlupf zusammen.
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Viel Hardware brauchte es dafür auch nicht. Alles was ich hier beschreibe, läuft auf kleinen virtuellen
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Maschinen auf meinen Mac Mini zu Hause. SSL Proxy + DynDNS wird von einem Raspberry PI erledigt. Es ist
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also keine Raketentechnik.
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![Mac Mini](/blog/2014-02-14-sachen-selber-machen/512px-Mac_mini.png)
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### Bevor es losgeht
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Die Dienste, die ich hier vorstelle, betreibe ich alle hinter einem Raspberry PI, der gleichzeitig SSL Gateway
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ist. Das gibt mir die Sicherheit dass ich »nur« Einbrecher über das Netz zu befürchten habe - die Daten selbst
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liegen hier auf verschlüsselten Festplatten. Achtet also darauf dass ihr die Kommunikationsstrecken selbst
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entsprechend absichert.
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## ownCloud
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Das [Owncloud](https://owncloud.org/) Projekt hat es sich zum Ziel gemacht, eine einfach zu bediendende
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Plattform zu Zugriff auf Deine eigenen Daten zu sein - einfach nicht nur in der Bedienung, sondern vor
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allem auch im Betrieb. Owncloud selbst ist wirklich genügsam. Ihr holt euch einfach eines der bereits
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für euer Betriebssystem veröffentlichten [Pakete](http://software.opensuse.org/download/package?project=isv:ownCloud:community&package=owncloud)
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und installiert das *owncloud* Paket. Fertig.
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Naja, fast.
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Owncloud selbst läuft als PHP Webapp - ich betreibe es hinter dem Standard Ubuntu Apachen, damit läuft
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es völlig schmerzfrei und ich habe ohnehin keine Hochlast-Szenarien zu befürchten.
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**Mein Tip:** Installiert ownCloud direkt mit einer PostgreSQL oder MySQL Datenbank zusammen. Der Installer
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schlägt euch zwar die SQLite Datenbank vor - aber die Migration von sqlite weg ist nicht schmerzfrei möglich.
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Zur Synchronisation mit iOS Geräten und eurem Desktop kopiert ihr einfach direkt den Pfad aus der App in
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euer mobiles Gerät. Die Synchronisation mit Android wird etwas dadurch erschwert, dass Google wohl seine
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eigenen Kalender- und Kontakte Apps präferiert.
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Abhilfe verschaffen die beiden Apps von Marten Gajda:
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* [CalDAV-Sync](https://play.google.com/store/apps/details?id=org.dmfs.caldav.lib)
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* [CardDAV-Sync](https://play.google.com/store/apps/details?id=org.dmfs.carddav.Sync)
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Beide sind ihr Geld wert und ich verwende sie seit einem Jahr ohne Probleme.
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Kurzer Zwischenstand:
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<div data-alert class="alert-box success radius">
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✓ Kalender<br/>
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✓ Kontakte
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</div>
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### ownCloud Client App
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Die [ownCloud Client App](https://owncloud.org/install/) gibt es für Windows, OSX und Linux - und sie funktioniert
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genau wie beworben: Installieren, Pfad zur ownCloud Instanz angeben, einloggen, fertig. Da ich die Instanz nur
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zur Synchronisation meiner eigenen Rechner (und meines Telefons) benutze, habe ich auch hier keine größeren
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Lastspitzen zu befürchten. Die Synchronisation läuft flott und fehlerfrei (achtet darauf, eurem Server NTP beizubringen).
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Als Bonus der mobilen App gibt es noch einen automatischen Bilder-Upload. Die App hookt sich direkt in den Kamera-Workflow
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ein und läd alle Bilder automatisch in ein Verzeichnis meiner ownCloud.
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<div data-alert class="alert-box success radius">
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✓ Kalender<br/>
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✓ Kontakte<br/>
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✓ Dropbox<br/>
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✓ Automatischer Foto-Upload
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</div>
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## todo.txt
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Ich ♥ Text. Und ich liebe Konsolenprogramme, die sich auf eine Aufgabe konzentrieren. [todo.txt](http://todotxt.com/)
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von Gina Trapani ist ein Kreuzprodukt dieser beiden Vorlieben. Kurz gesagt: Es ist eine Task-Liste, mit GTD Support,
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die allein auf Text-Dateien basiert. Keine Angst: Ihr *müsst* es natürlich nicht über die Kommandozeile bedienen,
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aber die ist dennoch einen Blick wert. Die beiden Dateien `todo.txt` und `archive.txt` liegen in meinem ownCloud-Folder und werden damit über alle Geräte synchronsiert.
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Für das wöchentliche GTD-Planning öffene ich die Datei einfach in VIM mit dem entsprechenden [Addon](https://github.com/freitass/todo.txt-vim).
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Nerd-Level up.
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Da die offizielle todo.txt App leider nur Dropbox unterstützt, verwende ich [Simpletask Cloudless](https://play.google.com/store/apps/details?id=nl.mpcjanssen.simpletask),
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und synchronisiere die Dateien via [FolderSync](https://play.google.com/store/apps/details?id=dk.tacit.android.foldersync.full)und synchronisiere die Dateien via [FolderSync](https://play.google.com/store/apps/details?id=dk.tacit.android.foldersync.full)..
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Und damit haben wir das nächste Häkchen:
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<div data-alert class="alert-box success radius">
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✓ Kalender<br/>
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✓ Kontakte<br/>
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✓ Dropbox<br/>
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✓ Automatischer Foto-Upload<br/>
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✓ Taskliste
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</div>
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![SimpleTask](/blog/2014-02-14-sachen-selber-machen/simpletask.png)
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## Subsonic
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Das [Subsonic Project](http://www.subsonic.org/pages/index.jsp) macht seit geraumer Zeit in etwa das, was iTunes Match
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für den treuen Apple User erledigt: Meine Musik überall hörbar machen. Für mich ging das Dilemma mit dem Start der SSD
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im Laptop los – plötzlich überlegt man sich zwei Mal, ob man doch die ganze Musiksammlung mitschleppen möchte.
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Subsonic löst dieses Problem sehr elegant. Ihr installiert es auf euer Box (Pakete gibt es z.B. bei [getdeb](http://www.getdeb.net/software/subsonic)),
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richtet die App ein und fangt an zu streamen. Wie auch bei ownCloud muss ich sagen dass das Setup wirklich kein Hexenwerk
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war.
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Ein klein wenig Bastelei hatte ich durch mein Proxy-Setup via NGINX. Um Subsonic auf einem Pfad unterhalb von "/" zu betreiben
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musste ich die entsprechenden Flags in `/etc/default/subsonic` setzen. Genau so wichtig: Der Username. Sonst läuft subsonic
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vermutlich als Root. (Jaja. Java und Linux.)
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```sh
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SUBSONIC_ARGS="--max-memory=150 --context-path=/subsonic"
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SUBSONIC_USER=subsonic
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```
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Unter Linux integriert sich Subsonic wunderbar mit dem Amarok-Abkömmling [Clementine](http://www.clementine-player.org/).
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Für OSX würde ich euch [Submariner](http://www.read-write.fr/subapp/) empfehlen.
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Für unterwegs leistet mir die offizielle [Subsonic App](https://play.google.com/store/apps/details?id=net.sourceforge.subsonic.androidapp)
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gute Dienste.
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<div data-alert class="alert-box success radius">
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✓ Kalender<br/>
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✓ Kontakte<br/>
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✓ Dropbox<br/>
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✓ Automatischer Foto-Upload<br/>
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✓ Taskliste<br/>
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✓ iTunes Match
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</div>
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![Subsonic](/blog/2014-02-14-sachen-selber-machen/subsonic.png)
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Wie ihr vielleicht bemerkt habt - einen wirklichen Ersatz für Spotify bietet das natürlich nicht. (Es sei denn, ihr habt
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wirklich eine Musik-Bibliothek dieser Größe…)
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Ich bleibe also erstmal weiter Spotify-Kunde - nutze es aber mittlerweile Hauptsächlich um neue Musik zu entdecken, oder
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um immer mal bei Radio Markshark reinzuklicken:
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<blockquote class="twitter-tweet" lang="en"><p><a href="https://twitter.com/search?q=%23NowPlaying&src=hash">#NowPlaying</a> Wait von Alexi Murdoch auf <a href="https://twitter.com/search?q=%23Spotify&src=hash">#Spotify</a> cc <a href="https://twitter.com/bascht">@bascht</a> <a href="https://twitter.com/fraucolle">@fraucolle</a> <a href="https://twitter.com/search?q=%23radiomarkshark&src=hash">#radiomarkshark</a> <a href="http://t.co/5hxtEUZI">http://t.co/5hxtEUZI</a></p>— marcshark (@marcshark) <a href="https://twitter.com/marcshark/statuses/266056677684559872">November 7, 2012</a></blockquote>
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<script async src="//platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
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## tiny tiny RSS
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Nachdem Google seinen Reader [versenkt](https://de.wikipedia.org/wiki/Google_Reader) hat, war ich ohnehin auf der Suche nach
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einem neuen Feedreader - einen kurzen Zwischenstop habe ich bei [Newsblur](https://www.newsblur.com/) gemacht - aber dessen
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allein das Interface war zum davonlaufen (ich sage nur *Training*).
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Zum Glück hat mich [Lucas](https://twitter.com/moonbeamlabs) wenig später auf [Tiny Tiny RSS](http://tt-rss.org/redmine/projects/tt-rss/wiki)
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aufmerksam gemacht - ein Projekt, welches ähnlich unkompliziert wie ownCloud auf meiner Box aufsetzen kann.
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Es läuft mit PHP und braucht lediglich PostgreSQL oder MySQL - ich habe es auf der gleichen Kiste installiert
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wie mein ownCloud. Einziger Handgriff für euch (oder eure Automatisierung): Ihr solltet einen Cronjob anlegen,
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der die Artikel im Hintergrund für euch läd.
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Die Android-App ist simpel und bedienbar - das Markieren von Artikeln (mit Stern) funktioniert wie ich es mir wünsche.
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Alles fein.
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![Tiny Tiny RSS](/blog/2014-02-14-sachen-selber-machen/tinytinyrss.png)
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Endstand somit:
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<div data-alert class="alert-box success radius">
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✓ Kalender<br/>
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✓ Kontakte<br/>
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✓ Dropbox<br/>
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✓ Automatischer Foto-Upload<br/>
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✓ Taskliste<br/>
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✓ iTunes Match<br/>
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✓ Feed-Reader
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</div>
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# Fazit
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Okay - ich gebe zu: Das ist natürlich alles nicht so leicht wie eine Registrierung bei Google. Ihr braucht ein
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wenig Unix- / Linux-Wissen oder jemanden der euch dabei über die Tastatur schauen kann. Aber - mal ehrlich: Wenn
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ihr in eurem Freundeskreis schon »die Technikerin / der Techniker« seid - warum setzt ihr nicht ein paar Services
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für alle anderen?
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Ein weiteres Problem ist natürlich die Interoperabilität. Wenn ihr an mit euch geteilten Google-Kalendern teilnehmen
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wollt, hilft es natürlich nicht, die Arme zu verschränken. Das gleiche gilt für Dropbox. Ich habe den Client schon vor
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einer Weile vom Rechner geworfen - im Moment reicht mir noch das Webinterface um Dateien in geteilte
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Ordner hochzuladen – komfortabel ist das allerdings nicht.
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Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt: Ich freue mich auf euer Feedback auf Twitter oder per Mail.
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<small>Vielen Dank an [Flo](https://twitter.com/argorak) fürs Gegenlesen.</small>
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<small>Quelle Mac Mini Bild: [Wiki637 Commons](https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mac_mini.png)</small>
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